Archiv der Kategorie: Umwelt

FÜR Esslingen unterstützt „WATT“-bewerb kritisch

Artikel in der Zwiebel in der Ausgabe Kalenderwoche 5-2021

Bildunterschrift: Die Erde brennt

Bildautor: Couleur auf Pixabay

„Watt“bewerb ist eine tolle Initiative den Ausbau der Solarenergie in einem Wettbewerb zwischen den Städten zu fördern. Im Vergleich zu Städten wie Freiburg, Friedrichhafen, Waiblingen, Tübingen usw. ist der Photovoltaik-Ausbau in Esslingen völlig unterentwickelt. Bereits 2004 traten wir zur Kommunalwahl an mit der Forderung: „FÜR 100 Prozent erneuerbare Energien!“ In den vergangenen Jahrzehnten wurden technisch wunderbare Möglichkeiten entwickelt, Solarenergie in bestehende und neue Stadtplanung zu integrieren. 

Bei jedem Neubau müsste verbindlich die „Solaranlagenpflicht“ eingeführt werden. Sämtliche öffentlichen Gebäude wie Schulen und Kindergärten, die Wohn- und Verwaltungsgebäude der EWB, der Flüwo und Baugenossenschaft müssten mit Solaranlagen ausgestattet werden. Das ist inzwischen auch bei denkmalgeschützten Gebäuden mit Solarziegeln in optisch ansprechender Form möglich. (Rathaus Nürnberg). Die zahlreichen Werkshallen der Industrie, die Parkplätze von Supermärkten und Betrieben können mit Solaranlagen überdacht werden. Inzwischen gibt es sogar Solar-Fahrradwege usw.. Wir brauchen die bundesweite Umstellung auf erneuerbare Energien und nicht nur „gut gemeinte“ Einzelprojekte.

Wir haben dafür nicht beliebig viel Zeit. Wir unterstützen den Antrag im Gemeinderat, allerdings verbunden mit der Forderung nach einem verbindlichen zeitlichen Rahmen und verbunden mit konkreten Festlegungen. Eine Verdopplung des PV Stromanteils ist ungenügend, um wirksam gegen die drohende Klimakatasrophe anzugehen. Wir klagen die Klima- und Energiepolitik der Bundes- und Landesregierung und der etablierten Parteien an. Es ist ein Skandal, dass die Grün geführte Landesregierung keine substantiellen Fördermaßnahmen für erneuerbare Energien in den Kommunen zustande gebracht hat. „Act now!“ fordern die Kids von Fridays for Future!

Einer der vielen verwaisten Esslinger Brunnen in der Ortsmitte Mettingen

Serie: Wasser im Leben unserer Stadt – Teil 1

Artikel in der Wochenzeitung Zwiebel – Kalenderwoche 2-2021

Foto: Christian Dachtler

In dieser Serie wollen wir Visionen, Initiativen, Kreativität für eine lebenswerte Stadt anregen und veröffentlichen. Mit ihrem Kampf gegen den Flächennutzungsplan 2030 sind viele Esslinger*innen aktiv geworden, „das Schlimmste zu verhindern“. Wir können aber viel mehr – und dem wollen wir hier Raum geben. 

Auf die Frage: Woran erkennt man die Lebensqualität einer Stadt? sagt der Stadtplaner Jan Gehl: „Schauen Sie, wie viele Kinder und alte Menschen auf Straßen und Plätzen unterwegs sind. Eine Stadt ist nach meiner Definition dann lebenswert, … Wenn sich auf ihren überschaubaren Plätze und Gassen wieder Menschen begegnen können. Darin besteht schließlich die Idee einer Stadt.“ (brand eins 12/2014). Widmen wir uns zuerst der Bedeutung des Wassers und damit auch den 77 Esslinger Brunnen. 

Auf dem Spazierweg durch Mettingen fällt uns mitten im Ortskern ein Brunnen auf. Nachbarn erzählen uns von seiner Geschichte: er soll den Charakter Mettingens am Fluss mit seinen Weinbergen symbolisieren. 2006 mit Fördermitteln des Landes für 250 000 € errichtet. Dabei war seine Errichtung nicht unumstritten. Die Besitzer des Grundstückes wurde enteignet wegen „höherstehendem öffentlichen Interesse“. Ihr Haushaltswarengeschäft erholte sich nicht mehr vom Verlust der Parkplätze, es musste schließen. Kaum waren die Fördermittel ausgelaufen, erlosch das Interesse der Stadt an dem Brunnen. Heute fristet er ein trauriges Dasein: Seit 2 Jahren läuft kein Wasser mehr. Angeblich ist kein Geld mehr da. Das Wasserbecken dient derzeit als Ablageplatz für Autoabsperrungen. 

„Eine Stadtplanung und Stadtpolitik, die ihre Brunnen vergisst, macht etwas falsch…Natürlich kosten Brunnen Geld, doch sie sollten es uns wert sein. Brunnen sind eben viel mehr als nur ein bisschen schmückendes Beiwerk. … Sie sind Zeichen und wichtige Begegnungsorte für die Stadtgesellschaft,…“ (Dr. Kathrin Korth)

Redebeitrag zum Internationalen Weltklimatag am 14. November 2020 in Esslingen

Rede Umweltkampftag 14.11.2020:

  1. Die beginnende Klima und Umweltkatastrophe hat auch dramatische Auswirkungen auf Esslingen: Sämtliche für die Stadt Esslingen erstellte Gutachten sind sich einig: Die Zahl der Hitzetage wird deutlich zunehmen.  Das was wir in den letzten Jahren erlebt haben war erst der Anfang Durch die Tallage staut sich die stickige Luft besonders in der Innenstadt. Deshalb sind die Frischluftschneisen Lebenswichtig. Der vor 2 Jahren gegen den breiten Protest der Bevölkerung  beschlossene Flächennutzungsplan will aber zahlreiche Frischluftentstehungsgebiete und Frischluftschneisen zubauen. Das richtet sich direkt gegen die Gesundheit und die Lebensinteressen der Bevölkerung. Umso wichtiger ist der Hartnäckige Widerstand besonders im Greut, der diese Bebaungen bisher verhindern konnte. Es ist genau richtig, dass man sich durch die unsäglichen Gemeinderatsbeschlüsse nicht beirren läßt und alle Möglichkeiten nutzt um den diesen ökologischen Irrsinn zu verhindern. An dieser Stelle solidarische Grüße an die Bürgerinitiative Rettet das Greut!
  2. Die Erderwärmung führt natürlich auch zu zunehmender Trockenheit der Böden und damit zu Ernteeinbußen und zur erneuten Zunahme des Baum und Waldsterbens! Nachdem uns vor ein paar Jahren gesagt wurde, das Waldsterben sei gestoppt, zeigt sich jetzt das Gegenteil: Sowohl Weltweit als auch in Deutschland nimmt der Verlust von Waldflächen mit all seinen verheerenden Folgen dramatisch zu!
  3. Die Kehrseite und eine direkte Folge der Erderwärmung sind periodisch auftretende Starkregenereignisse. Vor ein paar Jahren wäre um Haaresbreite die Esslinger Innenstadt überflutet worden. Sturzbäche in der Mutzenreisstraße, in Wäldenbronn oder in Oberesslingen zeigen dass die Überschwemmungsgefahr keineswegs gebannt ist sondern jederzeit wieder auftreten kann. Die von der Stadtverwaltung betrieben massive Flächenversiegelung trägt maßgeblich dazu bei weil immer mehr Sickerflächen zubetoniert werden.  
  4. Völlig zu Unrecht ist die Frage der Luftverschmutzung im letzten Jahr etwas in den Hintergrund getreten. Esslingen lag  beim Stickoxid   gerade mal um ein Mikrogramm unter dem geltenden Grenzwert. Beim  Feinstaub sieht die Lage scheinbar besser aus, Tatsächlich sind die in Deutschland geltenden Grenzwerte laut Weltgesundheitsorganisation  viel zu hoch. Die WHO Grenzwerte werden in Esslingen deutlich überschritten!
  5. Nach wie vor trägt Daimler maßgeblich zur Umweltverschmutzung in der Region bei. Laut eigener Umwelterklärung werden jährlich über 500 000 Tonnen CO2, 147 Tonnen Stickoxid 16 Tonnen Staub und Feinstaub in die Luft geblasen. Auch wenn sich der Ausstoß in den letzten Jahren leicht verbessert hat ist das immer noch viel zu viel. Auch die krebserzeugenden Gießereiabgase sind in Mettingen nach wir vor ein Problem.
  6. Krebs ist eine typische Umweltkrankheit. Die Zunahme der Krebserkrankungen hängt unmittelbar mit der Umweltverschmutzung und dem andauernden Einsatz von Krebserzeugenden Chemikalien zusammen. Ich kann sofort zahlreiche Krebserkrankungen aus dem familiären Umfeld und aus dem Bekanntenkreis nennen. Leider gibt es in Deutschland keinen aktuellen Krebsatlas. Ich bin sicher Esslingen und der Gr0ßraum Stuttgart wären ein ausgeprägtes Krebsnest würden eine besonders hohe Krebshäufigkeit verzeichnen.
  7. Von  der Stadtverwaltung  wird viel von Umweltschutz und Nachhaltigkeit geredet aber das Gegenteil gemacht. Nicht einmal die selbstgesteckten kümmerlichen Klimaziele konnten erreicht werden. Oberstes Anliegen ist es sich als treue Dienstleister der Immobilienwirtschaft aber auch von Daimler, Festo, Eberspächer und Co zu profilieren.  
  8. Die Umweltbewegung  weltweit und vor Ort muss  noch viel viel stärker werden! Wir brauchen einen breiten, organisierten  Zusammenschluss von Arbeitern, Bauern, Frauen und Jugendlichen, von allen Umweltschützern gegen die drohende Umweltkatstrophe und ihre Verursacher in den Konzernetagen. Organisert Euch z.B in FÜR Esslingen gemeinsam sind wir stark!

Nachhaltige ZERSTÖRUNG des VfL Post geplant

Nein! Eine nachhaltige Bebauung dieses Geländes kann es nie geben. Denn auch die Bebauung-Light widerspricht allem, was an städteplanerischen Erkenntnissen durch die Klimaerwärmung Tatsache ist und in vielen Städten umgesetzt wird. Selbst in der „Städtebaulichen Klimafibel“ des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg wird betont: „Die Freihaltung der Frischluftbahnen ist … sicherzustellen“ (z.B. als Grünfläche, Sport und Spielanlagen …).  

Ignoranz auch gegenüber den sportlichen Interessen von Kindern und Jugendlichen: Noch 2006 lobt Sven Fries in seiner Doktorarbeit über das Projekt „Soziale Stadt – Pliensauvorstadt“, dass unsere Stadtverwaltung ihre Pläne zur Zerstörung des Sportgeländes aufgegeben hätte. Weit gefehlt !

Der Vorsitzende des Bürgerausschusses Jacobson will sich mit „möglichst viel Grün“ zufrieden geben. Wer hat ihm denn das Mandat zu diesem Zugeständnis gegeben? Die 2000 Bewohner, die für den 100%igen Erhalt unterschrieben? Oder die 3 Mitglieder des Bürgerausschusses, die sich ganz bewusst für den Erhalt des VfL wählen ließen? Oder ist es ihm egal, weil er selbst nicht in der Pliensauvorstadt wohnt?

Anscheinend steckt der Stadtverwaltung mächtig die Angst vor dem „Aufruhr“ (E.Z. 9.11.2020)  der Pliensauvorstädter in den Knochen. Warum diskutiert sie sonst die Pläne hinter verschlossenen Türen in einem „gemeinsamen Werkstatt-Termin von Stadtverwaltung und Bürgerausschuss“?

Aufgrund des Drucks der Bevölkerung und von FÜR Esslingen wurde bereits einiges erreicht: Das Stadtplanungsamt gibt jetzt öffentlich zu, dass vor 5 Jahren die Bebauung im Hauruck-Verfahren geplant wurde. Der Pachtvertrag für die Vereinsgaststätte soll bis 2024 verlängert werden. Sowie die geringere Bebauungsdichte. Aber das reicht uns nicht! Kommt zum Protest am Umweltkampftag 14. November zur Kundgebung um 11 Uhr,  Ecke Pliensaustraße/Metzgerbach.

Bauwut zerstört beliebte Sportgaststätte VfL Post

Über die Auswirkungen des Verlusts der Sportanlage für den Statdteil haben wir schon vielfach berichtet. Jetzt wurde der  Pachtvertrag der Vereinsgaststätte zur Mitte des Jahres 2021 gekündigt. Die Gemeinderatsmehrheit zerstört hier mit ihrer Stadtplanung der Nachverdichtung eine jahrzehntealte Tradition.

Die Sportgaststätte VfL Post ist eine bedeutende Institution für diesen Stadtteil: Treffpunkt vieler Vereine, einziger großer mietbarer Nebensaal mit Gastronomiebetrieb, bezahlbare Preise, Sitzplätze im Grünen und was das Wichtigste ist, ein Treffpunkt für JUNG und ALT im Stadtteil.

Für diese Vereinsgaststätte wird es keinen Ersatz geben. Im geplanten Wohngebiet ist keine einzige Gaststätte vorgesehen.

Warum hat sich der Bürgerausschuss nicht ebenso vehement für den Erhalt des Sportgeländes eingesetzt, wie er das für das NÜRK-Areal oder das Danfoss-Areal macht?  Welche Rolle spielt bei dem Deal der Zerstörung des Sportplatzes die Gemeinderätin und Vorsitzende des SV 1845  Frau Kemmler  (SPPD), der ehemalige Landtagsabgeordnete und FC Esslingen Vorsitzende Wolfgang Drexler (SPD), der neue Landtagsabgeordnete und Stv. Vorsitzender des FC Esslingen Nicolas Fink (SPD)? Welche Rolle spielt  der 2. Vorsitzende des FC Esslingen Dr. Sven Fries, mit seinem Unternehmen als Stadtberater für die Stadt Esslingen in Sache „Sporthalle Esslingen-Weil“ und die Stadtteilentwicklungen „Soziale“ Stadt  in der Pliensauvorstadt und in Weil beauftragt?

Der SV 1845 bekam für den Verzicht auf den Sportplatz in der Pliensauvorstadt Ausgleichszahlungen von mehr als 100 000 €. Diese werden nun in den Bau der Sportanlage Weil investiert. Das neue Vereinsheim auf diesem Gelände steht in den Sternen, 1 Fußbalplätz weniger soll dort gebaut werden. Der Breiten-Fußballsport und ein sozialer Treffpunkt in der  Pliensauvorstadt wird den Plänen zum Aufbau eines Spitzenvereins in Esslingen geopfert.

Starkregen-Katastrophe mahnt: Flächenfraß stoppen!

Der Starkregen am 26. 6. in Esslingen und seine katastrophalen Auswirkungen sind ein weiterer Warnschuss! Die massive Flächenversiegelung und die ausgetrocknete Böden konnten die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Die Kanalisation erwies sich an vielen Stellen als völlig unzureichend: Der Geiselbach wurde zu einem reißenden Strom und viele Keller liefen voll. Die Feuerwehr hatte an insgesamt 80 Einsatzorten alle Hände voll zu tun: Überschemmung in der Beutau, Hangrutsch und Geröllmassen in der Stettener Straße, Überflutung des Altersheims in Oberesslingen.

Der aufwändig renaturierte Hainbach war von einem Fischesterben betroffen. Anscheinend überstiegen die vergifteten Wassermassen die Kapazität der Kanalisation. Sie werden in solch einem Fall einfach ungeklärt in den Hainbach geleitet!

Seit 2013 entwickeln sich in Deutschland flächendeckende Dürreperioden und regionale Starkregenereignisse. Besorgniserregend ist die viel zu geringe Gesamtfeuchtigkeit des Bodens, die sich auch durch Starkregen nicht wesentlich ändert, weil die Wassermassen in rasender Geschwindigkeit abfließen.

In solch einer Situation zeugt es von Verantwortungslosigkeit weiteren Boden zu versiegeln. Statt weitblickend die auf uns zukommenden Umweltprobleme zu sehen und zu handeln stimmten die Gemeinderäte der Fraktionen von CDU, Freien Wählern, SPD und FDP für die Bebauung des Greut. Aber auch für die Bebauung von Grün- und Sickerflächen im Rahmen des Flächennutzungsplan. Z.B. Versiegelung des Sportplatzes in der Pliensauvorstadt durch Wohnbebauung , die  Zerstörung wertvoller Ackerflächen. usw.

Wir fordern gemeinsam mit den Betroffenen: Vollständigen Schadenersatz. Genaue Untersuchung jedes einzelnen Überschwemmungsfalls und dann wirksame Gegenmaßnahmen einleiten. Viel häufigere Reinigung von Dolen, Wehren, und Abwasserkanäle. Und vor allem Stopp der Flächenversiegelung!