Artikel in der „Zwiebel“ – Kalenderwoche 14-2021
Foto: G. Conrad
„Ihre Anregungen sind uns sehr wichtig“, damit warb die homepage der Stadt Esslingen für eine Bürgerbeteiligung zur Bebauung des Nürk-Areals. Viele Bürger*Innen ergriffen Initiative und beteiligten sich konstruktiv mit Kritiken und Ideen: Überdimensioniert, zu hoch, zu massiv, Verhinderung des Luftaustausches, Sorge vor Überlastung durch wachsenden PKW/LKW Verkehr, zerstörte Sichtbeziehungen zu den gegenüberliegenden Hängen. Sie äußerten ihre Wünsche nach mehr Sozialwohnungen, Erhalt des Rundgebäudes und der Frischluftschneise in die Innenstadt, gute Fahrrad-Anbindung, eine barrierefreie Anbindung an die Weilstraße usw.. Sicher hatten sie gehofft, dass ihre Ideen berücksichtigt würden.
Aber das Erwachen folgte am 30. März. Auf Einladung der Stadt fand eine Vorstellung der überarbeiteten Planung für einen handverlesenen Kreis statt. Die Bewohner der Pliensauvorstadt blieben außen vor. Sie durften nur noch die im Anschluss stattfindenden Visualisierung der Gebäudehöhe mithilfe von Ballons und Drohne „bestaunen“. Oder exakter: mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen: Was hat sich im Entwurf nach diesen massiven Kritiken geändert? Von 9 geplanten Gebäuden werden lediglich 2 Gebäude 1-2 Stockwerke niedriger. Alle weiteren Kritiken wurden nicht behandelt. 6 verlorene Cafetische auf einem zubetonierten Platz vor dem zukünftigen Lidl EIngang stehen symbolisch für eine ursprünglich versprochene Verbesserung der Wohn- und Aufenthaltsqualität. Ein neues Zentrum für die Pliensauvorstadt sucht man vergebens. Zusammengepfercht , umflossen von hoher Verkehrsdichte, ausgesetzt den Autoabgasen und ohne ein frisches Lüftchen im Sommer. So planen Leute unsere Zukunft, die nicht hier wohnen werden.
Wer sich gegen die Versiegeliung der Pliensauvorstadt wehren will, ist bei FÜR Esslingen herzlich willkommen. Wir organisieren den Widerstand.