AUSVERKAUF kommunaler Flächen – Stellungnahme von FÜR Esslingen zu: „Die Stadt ist zu investoren-freundlich“

Zitat aus Esslinger Zeitung von 5.2.2022

FOTO aus der Architektenwettbewerbs – Ausschreibung für das VfL Post Gelände in der Pliensauvorstadt

In der letzten Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt am 2.2.2022  wurde der Antrag von FÜR Esslingen behandelt: „Ab sofort keinerlei Verkäufe von städtischen Flächen an private Investoren. Aufbau eines städtischen Flächenpools der vor allem zur Erhaltung, Erweiterung und Renaturierung von Grünflächen dient aber auch zum schnellstmöglichen Abbau der Notfallkartei, damit diese Personengruppe schnell mit preisgünstigem Wohnraum versorgt werden kann.“

Der Grund für die formale Ablehnung des Antrags im Ausschuss war vor allem die fehlende Finanzierung. Aber der Nichtverkauf von städtischen Flächen verursacht erst mal gar keine Kosten. Außerdem haben wir im Rahmen der Haushaltsdebatte zahlreiche Einsparungs- und Finanzierungsvorschläge gemacht. Und schließlich ist der Verkauf von städtischen Immobilen die denkbar schlechteste Methode um Schulden zu tilgen, denn die Einnahmen sind lediglich Peanuts im Vergleich zur Gesamtverschuldung der Stadt von fast 300 Millionen. Der Verkauf führt aber zu dramatischem Substanz- bzw. Wertverlust und zum Verlust von Gestaltungsmöglichkeiten der Stadt.

Die bisherige Regelung ist, dass Grundstückverkäufe unter 500 000 € noch nicht einmal im Verwaltungsausschuss beschlossen werden müssen, sondern von der Stadtverwaltung abgewickelt werden. Wir fragen, wie viele Grundstücke in den letzten 5 Jahren unter 500 000 € verkauft wurden, welche das waren und an wen?!

Es fragt sich auch warum der Vorschlag schon von verschiedenen Seiten gemacht wurde. Aber der Ausverkauf von städtischem Eigentum immer weiter geht.

In der Stellungnahme der Stadtverwaltung heißt es außerdem: „Weitere Instrumente der städtischen Grundstückspolitik können die Ausweitung der Ausübung von Vorkaufsrechten, die Vergabe von Erbbaurechten, das „Ulmer-Modell“ oder der Wohnungsbau in Eigenregie sein.“  Aber bisher werden keinerlei konkrete Maßnahmen in dieser Richtung ergriffen. Wie gesagt, stattdessen geht der Ausverkauf ungebremst weiter.

In der gleichen Sitzung hat Andreas Jacobsen vom Bürgerausschuss Pliensauvorstadt zum „Geschenk“ Roserareal gesprochen. Und angesichts der insgesamt ca. 430 geplanten Wohnungen, die jetzt zusätzlich in der Pliensauvorstadt gebaut werden sollen, einen Baustopp für das VFL-Post Gelände gefordert. Außer den Linken hat sich bisher allerdings keine der Fraktionen eindeutig zu dieser Forderung positioniert.

Außerdem wurde in der Ausschusssitzung  das Projekt Tobias Mayer Areal vorgestellt. Ein Musterbeispiel für die unsoziale Wohnungspolitik der Esslinger Wohnungsbau GmbH. Die Häuser in der Palmstraße und der Tobias-Mayer Straße sollen komplett abgerissen werden. Die EWB- Wohnungen werden „entmietet“ – d.h. die  Mieter werden aus den sehr günstigen Wohnungen vertrieben. Auf dem Areal entstehen praktisch ausschließlich Wohnungen für die Besserverdienenden. Die EWB hat die bisherigen Wohnungen völlig herunterkommen lassen, so dass es tatsächlich sinnvoll ist die Wohnungen abzureisen und auf der gleichen Fläche doppelt so viele neue Wohnungen zu bauen. Zwar wurden den bisherigen Mietern Wohnungen aus dem Bestand der EWB angeboten, aber in der Regel viel teurere. FÜR Esslingen ist deshalb der Meinung, die bisherigen Mieter müssten vorrangig in den neuen Wohnungen untergebracht werden. Und zwar mit Mieten von maximal 7 € pro Quadratmeter und die restlichen Wohnungen müssten für die dringendsten Fälle aus der Notfallkartei zur Verfügung gestellt. Das wäre ein echtes Vorzeige-Modell für die Internationale Bauausstellungen statt der für den Normalverdiener unbezahlbaren Luxuswohnungen die jetzt auf dem Gelände als IBA Beitrag gezeigt werden sollen!