Hubert Bauer, langjähriger Festo-Betriebsrat erklärte humorvoll die historischen Standorte und wünscht sich, daß die Esslinger Industriearbeiter*innen endlich mal wieder im Gemeinderat vertreten sind
Am 26. Mai organisierte „FÜR Esslingen“ einen historischen Stadtrundgang entlang der Standort der frühen Industriegeschichte von Esslingen. Wir starteten an der Pliensaubrücke. Hier waren z.B. die Seifenfabrik Gruner, die Metallwarenfabrik Duderstadt und der Messzeughersteller Stiefelmayer angesiedelt. Bereits 1832 war Esslingen mit 682 Fabrikarbeitern der Industriestandort Nr. 1 in Württemberg. Schwerpunkte waren Texil- (z.B. „Esslinger Wolle“) und Metallindustrie.
Geographische Hauptfaktoren für diese schnelle Entwicklung waren 1. genügend Menschen, die nicht voll in der Landwirtschaft steckten, 2. hinreichend Wasserkraft durch die verweigten Neckararme und 3. die Lage Esslingens an der wichtigen Handelsroute von Speyer nach Venedig. So wurde 1946 die lange größte Fabrik Württembergs auch hier gegründet, die Maschinenfabrik Esslingen. Dies zog weitere Ansiedlungen nach sich und viele Arbeiter*innen aus der näheren und weiteren Gegend kamen in die Stadt. Angesichts der harten Arbeitsbedingungen wuchs deren Drang zur Organisation. 1869 wurden in Esslingen die ersten Industriegewerkschaften Württembergs gegründet.
Das „rote Esslingen“ war lange über die Grenzen Württembergs hinaus bekannt, wie der Schreiber der Esslinger Stadtchronik Otto Borst überzeugend feststellte. Leider sind die Stätten, an denen dies geschah, heute im Stadtbild wenig sichtbar. Nur einzelne Fabrikantenvillen sind stehengeblieben. Dass direkt neben dem Pliensauturm, wo heute Bahngleise laufen, das Fabrikgelände der Maschinenfabrik Esslingen war, ist nicht mehr zu sehen.