Der Frühling und die wunderbare Obstbaumblüte lockt uns wie viele
Menschen ins Freie. In Zeiten des Reiseverbots liegt es nahe, mal wieder
die Esslinger Wanderwege zu erkunden. Der „Jakobsweg“ nach Santiago de
Compostela in Nordspanien führt auch durch Esslingen. 1987 hatte der
Europarat die Wege der Jakobspilger in ganz Europa zur europäischen
Kulturroute erhoben und ihre Identifizierung empfohlen. Dem wird jedoch
der Esslinger Abschnitt in Richtung Berkheim in keiner Weise mehr
gerecht. Einst führte er wunderbar zwischen B10 und dem Zollberg über
den jahrhundertealten kopfsteingeplasterten „Unteren Eisbergweg“ durch
den Wald. Heute muss der Pilger den Weg neben der lärmenden B10 entlang
laufen. Der ursprüngliche Weg wurde nur deshalb gesperrt, weil die Stadt
seit 5 Jahren nicht in der Lage ist, den Alicensteg zu erneuern. Eine
Anwohnerin empört sich: „Dieser Weg ist jahrhundertealt, früher haben
wir als Kinder im Hang gespielt, viele Zollberger nutzten den Weg in die
Stadt, oder Kinder aus der Stadt zur Jugendfarm – heute wird das alles
kaputt gespart.“ Hier verrotten Werte, die von Menschen mühsam
geschaffen und über viele Jahre gepflegt haben.
Und solche Beispiele gibt es noch mehr zwischen Pliensauvorstadt und
Zollberg. Zwei weitere alte Fußgängerwege sind betroffen:
Komplettsperrung der Pfeifferklinge, Teilsperrung der Zollbergsteige.
Wir brauchen eine Stadtverwaltung, die die Schönheiten und den ganzen
kulturellen Reichtum der Stadt für ihre Bewohner und Besucher erhält und
weiterentwickelt. Stattdessen geht es der „Esslinger Stadtmarketing &
Tourismus GmbH (EST)“ vorrangig um die Vermarktung unserer Stadt: um
Projekte, die möglichst viel Geld in die Stadt spülen.
FÜR Esslingen setzt sich ein für ein lebenswertes Esslingen:
Instandsetzung des Alicenstegs, viel mehr Grünflächen, Parkbänke und
Spielplätze zum Verweilen, mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger und
mehr Grillplätze.