Resolution der Esslinger Montagsdemo, einstimmig angenommen am 19. Mai 2014:
An die Bergleute und ihre Familien in der Region Soma / Türkei
Liebe Kollegen und Familien!
Mit tiefer Bestürzung erfuhren wir von dem schweren Bergwerksunglück.
Die Esslinger Montagsdemonstration drückt Euch ihr tiefempfundenes Beileid aus.
Mit großer Verärgerung und Wut vernahmen wir, dass Herr Erdogan behauptet, dass so ein Unglück eben passieren könne und halt passiert sei. Herr Erdogan hat nicht die Wahrheit gesagt! Erst vor einem Jahr stellte die 1. Internationale Bergarbeiterkonferenz in Arequipa / Peru nämlich fest, dass dank der Entwicklung der Sicherheitstechnik und sicherer Abbaumethoden solche Unglücke längst vermeidbar sind und dass jedes Unglück eines zuviel ist.
Dass diese Technik nicht eingesetzt wurde, liegt in der alleinigen Verantwortung der Bergwerksbetreiber und der Regierung unter Herrn Erdogan! Das Streben nach maximalem Profit für die Bergwerksbetreiber und die Unterdrückung der berechtigten Forderungen nach Sicherheit am Arbeitsplatz durch die Regierung sind zwei Seiten eines Verbrechens. An den Händen dieser Mörder klebt das Blut der Getöteten und das Blut der bei den Protesten gegen diese Politik Verletzten!
Besonders traurig stimmt uns, dass bereits nach der Bergung des 301. Todesopfers die Bergung weiterer Opfer aus dem Unglücksschacht eingestellt wurde. Die Mütter, Frauen, Bräute und Kinder werden so nie erfahren, wie die unten gebliebenen Männer zu Tode gekommen sind. Es wird kein Grab geben, an dem sie ihrer Angehörigen gedenken können. Wir drücken ihnen unser tiefstes Mitgefühl aus.
Die Esslinger Montagsdemonstration fordert die rückhaltlose Aufklärung der Ursachen und die Bestrafung der Verantwortlichen! Wir fordern die Einstellung jeglicher Unterdrückung des Protests gegen die Politik und die Politiker, die dieses Unglück zugelassen haben! Wir fordern, dass Herr Erdogan die Konsequenzen aus seinem schäbigen Verhalten zieht und zurücktritt! Wir fordern, dass die Bergbauunternehmer nicht länger auf Kosten der Gesundheit und unter Risiko für das Leben der Kumpels vor allem ihre Profite sichern, sondern endlich mit anerkannt sicheren Abbaumethoden und Abbaugeräten arbeiten – nicht auf Kosten der Beschäftigten, ihrer Arbeitsplätze und Familien!
In tiefem Beileid und mit solidarischen Grüßen
Glück auf!
Die Teilnehmer der Esslinger Montagsdemonstration am 19. 5. 2014
Personenwahlbündnis FÜR Esslingen
Anmerkung: In einer anschließenden ordentlichen öffentlichen Vorstandssitzung beschloss der Vorstand des überparteilichen Wahlbündnisses FÜR Esslingen, sich dieser Resolution anzuschließen. Der Vorstand betonte dabei die sehr innige Atmosphäre, die gestern bei dem von FÜR Esslingen ausgerichteten Internationalen Frühstück beim Gedenken an die Opfer entstand.