„Soziale Stadt“ – Pliensauvorstadt – was bleibt?

Zwiebel Artikel Kalenderwoche 38 -2021

Bildunterschrift: So lebendig ist der VfL Sportplatz in der Pliensauvorstadt
Bildautor: G. Conrad

Am 14. Oktober 2011 unterzeichnete Oberbürgermeister Zieger ein Memorandum über das Projekt „Soziale Stadt Pliensauvorstadt“. Darin verpflichteten sich die Vorsitzenden der Stadt Esslingen, Bürgerausschuss der Pliensauvorstadt, der Runde Tisch sowie der Förderverein „die Integrierte Stadtteilentwicklung auch nach Programmende stetig fortführen zu wollen“. Der damalige Abteilungsleiter der Fußballabteilung Martin Staas wurde in der Vorbereitungsphase zitiert: „Der Jugendfußball in der Pliensauvorstadt beim SV 1845 Esslingen ist das Aushängeschild für ganz Esslingen.“

Die Pächter der Vereinsgaststätte und die Fußballabteilung haben ganz ohne finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern viel dafür getan, diese Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen:

Die Vereinsgaststätte ist ein richtiger Stadtteil-Treffpunkt in der Pliensauvorstadt. Familienfeiern, Vereinstreffen, ein Bier nach dem Fußball, Treffpunkt des Vorstands des SV 1845, usw. Die Kinder- und Jugendfußballmannschaften haben nach Corona einen enormen Zulauf. Hier wird Integration lebendig, Kinder der unterschiedlichsten nationalen Herkunft, Behinderte, Flüchtlinge, Alt udn Jung trainieren und spielen zusammen. An vielen Wochenenden gibt es Turniere, auch die der Daimler-Fußballmannschaften. Wenn kein Training ist, tummeln sich die Kinder auf dem Platz, während die Eltern in der Gaststätte sitzen können ohne ständige Angst vor Autofahrern. So etwas gibt es kein zweites Mal in der Pliensauvorstadt.

Dieser Fußballplatz ist mehr als eine grüne Rasenfläche. Er ist „Soziale Stadt“ im wahrsten Sinne des Wortes. Und das alles soll – wenn es nach dem Willen der Gemeinderatsmehrheit geht – platt gemacht werden für weitere Wohnungen. Für die dazu kommenden Familien würde es dann noch weniger Grün geben.

Wir zeigen die Rote Karte für die Sportplatzzerstörung: Nächstes Treffen ist am Mittwoch, den 29. September um 20 Uhr in der Sportgaststätte Vfl Post. Alle sind herzlich willkommen.

Vereinsgaststätte VfL Post muss bleiben!

Zwiebel Artikel Kalenderwoche 37

Bildunterschrift: Jugend- und Kindermannschaften der Fußballabteilung des SV 1845 protestieren gegen die Zerstörung ihres Geländes in der Pliensauvorstadt
Bildautor: Gabi Conrad

Aus angeblich „steuerrechtlichen Gründen“ verhindert die Stadt Esslingen eine Verlängerung des Pachtvertrags für die Vereinsgaststätte in der Pliensauvorstadt. Uns erscheint diese Begründung nicht nachvollziehbar. Dass die Stadt Esslingen verpachtet ist ja keine außergewöhnliche Sache. So kann man auf Ihrer Homepage lesen: „Die Stadt Esslingen am Neckar vermietet bzw. verpachtet Gartengrundstücke, Stellplätze und Gewerbeobjekte.“  Es ist also gängige Praxis, dass die Stadt Esslingen Pachteinnahmen hat. Das gesamte Gelände war jahrzehntelang an den SV 1845 verpachtet.  Was ist jetzt auf einmal daran problematisch?

Geht es nicht vielmehr darum, dass die Stadt wieder einmal Fakten schaffen will, wie zuletzt im Greut? Auch wenn der früheste Baubeginn 2024 sein wird, soll auf dem VFL alles platt gemacht werden. Das Gelände soll verwildern, die Vereinsgaststätte vergammeln. Man spekuliert wohl, es würde einfacher, der Bevölkerung die Bebauung schmackhaft zu machen, wenn das Gelände völlig ungenutzt und unattraktiv geworden ist.

Die Zerstörung des VfL Geländes und die Verhinderung einer Weiterverpachtung der Vereinsgaststätte ist zutiefst unsozial. Die Vereinsgaststätte VfL Post ist eine kulturelle Institution in der Pliensauvorstadt mit Veranstaltungsraum, schattigem Biergarten, altem Baumbestand und viel Grün.

Wir fordern die Stadt auf, die Verpachtung der Gaststätte umgehend zu verlängern, sowie die Wohnung für die Pächterfamilie weiter zu vermieten. 

Beim Open Air am Roten Platz beschwor Staatssekretärin Ute Leidig Vielfalt als Stärke des Landes und wünschte, dass es Menschen vor Ort gibt, die Inklusion leben. Die Fußballtrainer leben auf dem VfL Post Gelände täglich Inklusion durch Integration von Migranten und Flüchtlingen, Kinder und Jugendlicher mit Behinderungen. Auch das soll es, wenn es nach dem Willen der Gemeinderatsmehrheit geht, nicht mehr geben.

NEIN ZUM ABSCHIEBE-TERROR – Solidarität mit Alassa

Zwiebel Artikel Kalenderwoche 33

Bildunterschrift: FÜR Gemeinderätin Dilek Toy bei einer Solidaritätsveranstaltung mit Alassa.
Bildautor: eigene Aufnahme

Alassa Mfouapon, mutiger und bundesweit bekannter Flüchtlingsaktivist sowie zahlreiche  andere Flüchtlinge  bekamen die Aufforderung, sich in ihre Heimatländer zu begeben, sonst würden sie in Kürze abgeschoben. Breite Solidarität entwickelt sich. Auch FÜR Esslingen protestiert entschieden gegen die geplante Abschiebung nach Kamerun. Im Norden des Landes wütet die islamistische Boko Haram. Das Land wird diktatorisch regierte. Willkürliche Festnahmen und Folter sind an der Tagesordnung.   Zahlreiche Quellen u.a. Amnesty International aber auch die Seite des Auswärtigen Amts bestätigen das.

Trotzdem wird das Land von Seehofer und Co. zynisch als „Sicheres Herkunftsland“ bezeichnet. Alassa war in Kamerun politisch verfolgt, saß in Libyen in einem KZ-ähnlichen Lager und sein Sohn ertrank bei der Flucht übers Mittelmeer. Er setz sich als Sprecher des „Freundeskreis Flüchtlingssolidarität“ für die Rechte aller Flüchtlinge ein. Das ist offensichtlich eine Retourkutsche des Bundes -und des Landesinnenministeriums. Denn Alassa hat sich nicht nur gegen eine Hetzkampagne der Bild-Zeitung und der AFD juristisch durchgesetzt, sondern auch einen Prozess gegen einen brutalen Polizeieinsatz in der LEA in Ellwangen in wesentlichen Teilen gewonnen. 

„Wir streiten für sein Recht auf Asyl. Das ist ein Beitrag zum Kampf gegen die menschenverachtende Flüchtlingspolitik der EU und der gesamten BRD“, so Rechtsanwalt Peter Klusmann. In diesem Sinne ruft FÜR Esslingen auf zur breiten Solidarität mit Alassa.

FÜR Esslingen unterstütz auch die am 18.9. von der Seebrücke und anderen geplante ideelle Menschenkette von Norddeutschland bis nach Italien.

Für ein uneingeschränktes Asylrecht auf antifaschistischer Grundlage.

Für die Bekämpfung der Fluchtursachen und nicht die Bekämpfung der Geflüchteten.

Für einen humanen Umgang mit Menschen auf der Flucht.

Für sofortige Zuweisung von Flüchtlingen aktuell gerade auch aus Afghanistan  an die 267 Städte mit „sicherem Hafen“!

Zollbergstraße 55, Skrupellose Naturzerstörung!

Zwiebel Artikel Kalenderwoche 32

Bildunterschrift: Wider eigenes Gutachten: Ausschuss für Technik undUmwelt beschließt Bebauung in Risikogebiet mit Frischluftbedeutung
Bildautor: Stadtplanungsamt – Bebauungsplan Zollbergstrasse 55

Wider besseres Wissen und alle Vernunft beschloss der Ausschuss für Technik und Umwelt die Bebauung dieses Grundstückes. Es war bisher den Stadtwerken Esslingen überlassen, die dort einen Wasserbehälter und ein Pumpwerk betrieben. Da die SWE die Fläche nicht mehr unterhalten möchte – so etwas kostet ja Geld! – soll es Geld einbringen und verkauft werden. Das Grundstück ist jedoch enorm wichtig für die Pliensauvorstadt und Innenstadt. Es beheimatet einen wertvollen Bestand an Artenreichtum von Flora und Fauna sowie ein ehemaliges Arboretum.

Die jüngst im Gemeinderat vorgestellte Klimaanalysekarte im Forschungsbericht KARS von 2020 weist das Flurstück im Wohngebiet als einzige Kaltluftleitbahn mit sehr hohem Volumenstrom aus. Bedenkt man die zusätzlich geplante sehr hohe Bebauung des NÜRK Areals unterhalb der Zollbergstraße 55, so ist diese Beschluss direkt gegen die Durchlüftung der Innenstadt und die Interessen der Bewohner gerichtet.

Zudem liegt das Grundstück im baugeologischen Risikogebiet . Ein Abriss des Wasserbehälters dessen Mauern zur Hangstabilisierung beitragen, würde die  Destabilsierung des Hanges fördern und die benachbarten Gebäude gefährden.

Erst  vor 4 Jahren musste die Zollbergstraße 6 Monate wegen umfangreicher Hangsicherungsmaßnahmen gesperrt werden. Erst nach diesem Eingriff ist durch neu geleitete Grundwasserströme der östliche Hang des Flurstücks 17102 abgerutscht, und der Fußgängerweg entlang des Grundstücks musste gesperrt werden. 

FÜR Esslingen fordert:

Ab sofort: Kein Aufstellungsbeschluss, kein Bebauungsplan ohne Umweltprüfung! Das beschleunigte Verfahren wird nicht mehr angewandt! Keinerlei Verkäufe von Städtischen Flächen an private Investoren. Aufbau eines städtischen Flächenpools der vor allem zur erhaltung , Erweiterung und Renaturierung von Grünflächen dient.  Schluß mit der  Flächenversiegelung. Grünflächen dürfen nicht mehr bebaut werden. Bau nur noch auf bereits versiegelten Flächen.

„West-End“: preiswerter Wohnraum statt Größenwahn!

Zwiebel Artikel 30-2021

Bildunterschrift: Es gibt auch ökologische Ideen für eine moderne Stadtplanung
Bildautor: Max van den Oetelaar

In der Gemeinderatssitzung im Juli wurden die Pläne für ein Hochhaus – genannt Crystal Rock – vorgestellt. Sie erinnern fatal an den Fellbacher Schwabenlandtower. Ein  Dokument gescheiterten „Größenwahns“.

Nun will die Gemeinderatsmehrheit in Esslingen ähnliche Wege beschreiten. Mit dem Neubau der Hochschule, den Häusern am Rossneckar und dem 12 bis 14 Stöckigen Hochhaus Crystal Rock IBA’27-Projekt zu werden! Der geplante Crystal Rock, das 14 stöckige Hochhaus von einem „Stararchitekten“ ist völlig daneben. Esslingen braucht nicht noch mehr Ladenflächen. Davon stehen schon genug leer. Die verspiegelte Fassade sorgt dafür, dass noch mehr Hitze in die Häuserschluchten abgestrahlt wird. Hängende Gärten oder Fassadenbegrünung? Fehlanzeige!

Aber das Ganze beginnt mit einer Bau- und Umweltsünde erster Güte: Mit dem Abriss der vollkommen intakten Hochschule in der Flandernhöhe und der Zubetonierung der dortigen Grünfläche für Luxuswohnungen.

In dem zukünftigen „West-End“ oder „Stadt am Fluss“ werden keinerlei Sozialwohnungen entstehen. In einer Region mit extremer Wohnungsnot, wäre aber gerade ein sozialer und umweltverträglicher Wohnungsbau zentrale Aufgabe einer Bau-Ausstellung. Während immer mehr Menschen die Enteignung von Wohnungskonzernen fordern, werden dem RVI Konzern die profitable Vermarktung vieler Immobilien überlassen. 

Die geplante Power to Gas Technologie ist sicherlich sinnvoll aber es bleibt beim vereinzelten „Pilot- und Leuchturmprojekt“. Wir brauchen 100 Prozent erneuerbare Energie und Kreislaufwirtschaft in kurzer Zeit. Spätestens seit der fortschreitenden Auswirkung der Klimaerwärmung in den vergangenen Wochen sollte das jedem klar sein.

Das Ganze ist ein von Größenwahn und Renommiersucht geprägtes Desaster, sowohl umweltpolitisch und erst recht sozialpolitisch. Ein lebenswertes Esslingen sieht für uns anders aus! Wer sich dafür engagieren möchte, kann über vorstand@fuer-esslingen.de mit uns Kontakt aufnehmen.

Ehrenamtliches Engagement wertschätzen und fördern!

Gemeinderatssitzung 28.06.2021

TOP 5 Integrationsfonds Esslingen – Integration durch Engagement fördern

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,

FÜR Esslingen begrüßt den Integrationsfond, der nun niedrigschwellig ist und nach klar definierten Kriterien eine transparente Förderung der Integrationsarbeit in Esslingen ermöglicht.

Zwei Anmerkungen haben wir:

1.Die Kriterien sollen ausdrücklich Faschisten, aus welchem Land auch immer, ausschließen, denn oft tarnen sich solche Gruppierungen als Kultur- oder Arbeitervereine, oder aber auch als Glaubenseinrichtungen. Solche Organisationen gibt es auch in Esslingen!

2. In der Gesellschaft läuft bereits sehr viel Engagement im Bereich Integration. Das muss wertgeschätzt und unbedingt erhalten werden. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Menschen bedanken, die unentgeltlich, ehrenamtlich, auf eigene Kosten bereits wertvolle Integrationsarbeit leisten. Oft ist die Arbeit nicht sofort sichtbar, sie sprechen selten darüber. Am Samstag erfuhr ich von einem Trainer der SV 1845 in der Pliensauvorstadt, dass er 50 Kinder trainiert darunter Flüchtlingskinder z.T. mit Kriegsverletzungen. Sie kümmern sich auch um Ausrüstung, erlassen Beiträge usw. Die Kinder und Jugendliche sprachen am Mikro davon, dass sie ihre Mannschaft und ihre Trainer als Familie sehen. Wenn das keine lebendige Integration ist?

Wie können wir einerseits Integrationsfonds beschließen, um Integration durch Engagement zu fördern und andererseits bereits gewachsene, vorhandene tolle Integrationsarbeit durch Vertreibung vom VFL Post Gelände unwiederbringlich zerstören? Auch unter diesem Gesichtspunkt ist die Bebauung des VFL Post Geländes ein Unding.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Informieren Sie sich doch selbst vor Ort bei den Trainern und den Jugendlichen. Außerdem schlage Ich vor, dass die Jugendfußballabteilung des SV 1845 aus dem Integrationsfond gefördert wird.