Riskante Kita und Schulöffnung

Auf Beschluss der Landesregierung werden seit Montag Schulen und Kitas wieder fast vollständig geöffnet. Selbstverständlich ist die Wiederaufnahme von Schulunterricht sehr wichtig – auch und gerade für die jüngeren Kinder nicht nur zur Bewältigung von Lernstoff, sondern gegen Isolierung und Benachteiligung von Kindern aus ärmeren Familien. Gemeinsam lernt es sich auf jeden Fall besser. Tablet und PC können den Persönlichen Kontakt niemals ersetzen. Auch die Eltern der Kitakinder brauchen dringend Entlastung,

Wir sind sicher dass die Esslinger Schulen und Kitas entsprechend ihren Möglichkeiten alles unternehmen, um die   Hygienevorschriften einzuhalten und unter den gegebenen Bedingungen bestmöglichen Gesundheitsschutz zu gewährleisten.

Aber die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene stellte klar: „Öffnung von Kitas und Schulen, nur wo Testungen und Maskenschutz gewährleistet sind“. Die Regierung verfährt gerade andersherum. Öffnung von Schulen und Kitas, Masken nur, wenn vorhanden, Massentests sind für Schulen und Kitas überhaupt nicht vorgesehen; auch die Abstandsregeln wurden gekippt. Das ist ein Spiel mit dem Feuer mit dem Risiko die Infektionsraten wieder hoch zu treiben. Die Vorgänge in der Fleischindustrie zeigen, wie schnell sich eine neu Infektionswelle ausbreiten kann. Covid-19 hat das Potential zu einer chronischen und immer wieder aufflackernden Virus- Infektion mit Spätfolgen nicht nur für die Lunge sondern für dieverschiedensten Organe.

FÜR Esslingen fordert deshalb: Wöchentliche Tests von Schülern, Lehrern und Erzieher*innen, Kostenlose Masken. Einhaltung des Abstandsgebots, kleinere Gruppen von maximal 10 Kindern.   Nutzung von leerstehenden Räumen z.B. in Bürgerhäusern und Wohncafes, Aufruf z.B. an Lehramts- und Sozialpädagogikstudenten zur Unterstützung der Arbeit an den Schulen und in den Kindergärten.

Frauenfeindliche Aggression kommt vor Gericht

Alljährlich findet in Esslingen eine Aktionseinheit zum 8.März, dem „Internationalen Frauentag“ statt mit öffentlicher Kundgebung. Das Kommunalwahlbündnis FÜR Esslingen und insbesondere die Gemeinderätinnen Dilek Toy und Sigrid Cremer beteiligen sich traditionell. Dabei wird die gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen genauso angesprochen, wie erlebte Gewalt gegen Frauen. Jedoch nicht passiv klagend, sondern mit dem Optimismus, dass diese überkommene Ungleichheit der Geschlechter überwunden wird.

2018 war der auf syrischem Boden initiierte gesellschaftliche Neuaufbruch mit dem kurdischen Namen „Rojava“(Morgenröte) ein wichtiges Thema. In Rojava werden alle gesellschaftlichen Funktionen von einer Frau und einem Mann gemeinsam ausgeübt. Das ist eine „Frauenquote“, die international Beispiel geben kann. In Rojavas, werden nicht nur Mann und Frau tatsächlich gleichstellt, sondern auch Gleichheit für die Nationen und Religionen dieser Vielvölkerregion garantiert.

All dies ist der türkischen Staatsführung unter Erdogan ein Dorn im Auge. Unter der hanebüchenen Rechtfertigung angeblicher „Terrorismusbekämpfung“, marschierte das türkische Militär völkerrechtswidrig in einen Teil Rojavas, rund um die Stadt Afrin im Februar 2018 ein. Dagegen protestierten die Versammlungsteilnehmer der Frauentagskundgebung am 8. März 2018. Ein in Esslingen wohnender Anhänger des türkischen Präsidenten versuchte lautstark und aggressiv die Kundgebung zu stören. Einzelne Teilnehmerinnen und ein männlicher Ordner wurden sogar körperlich attackiert.

Dies findet in einem Verfahren wegen Körperverletzung nun ein gerichtliches Nachspiel. Wer sich persönlich ein Bild machen will, kann dies am Donnerstag, den 9.Juli ab 9.00 Uhr im Amtsgericht Esslingen. Vom Unterstützerkreis des Frauentags wird zur Information eine öffentliche Kundgebung überlegt.

Diskriminierung einer Flüchtlingsfrau in Esslingen

Diskriminierung einer Flüchtlingsfrau in Esslingen

Das  Esslinger Landratsamt verweigert Annie aus Kamerun die dringend notwendige psychologische Betreuung. Annie hat in ihrem Leben Schlimmes erlebt: bereits in Kamerun schwer traumatisierende Erlebnisse. Auf der Flucht durch den afrikanischen Kontinent war sie in Libyen im Gefängnis, hat sexuelle Gewalt und Zwangsprostitution erfahren.

Annie hat durch ihre Erlebnisse chronifizierte, körperliche Beschwerden.Wegen akuter Suizidgedanken musste sie bereits in stationäre Behandlung. Jeder Fachkundige weiß, dass das Selbstmordrisiko nach Vergewaltigung über einen langen Zeitraum sehr hoch ist. Schon 2015 stellte die Bundes-Psychotherapeutenkammer fest, dass eine Psychotherapie bei traumatisierten Flüchtlingen unersetzbar ist.

Doch das alles ist für das Amt für Flüchtlingshilfe beim Landratsamt Esslingen kein Grund für die Genehmigung der Psychotherapie! Die Begründung ist menschenverachtend: Annie erhält als Asylbewerberin nur eingeschränkte soziale Leistungen. Diese sehen nur die Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände vor. Ist etwa eine Traumafolgestörung keine akute Erkrankung? Nicht nur Annie sondern vielen anderen traumatisierten Flüchtlingen wird die notwendige Hilfe verweigert. Was hier passiert ist Diskriminierung von Flüchtlingsfrauen und Ignoranz gegenüber frauenspezifischen Fluchtursachen.

Genau richtig sind die weltweit aufbrandenden Proteste gegen Diskrimienierung und Rassismus nach der Ermordnung von George Floyd durch einen amerikanischen Polizisten: „Black-Lives-Matter“ – „Schwarze Leben zählen“ ist zum Schlagwort einer Protestbewegung geworden, die solch eine Behandlung von Menschen nicht mehr hinnimmt, sie öffentlich macht und ihr den Kampf ansagt.

FÜR Esslingen unterstützt den Kampf von Annie um ihr Recht auf medizinische Hilfe und ruft alle auf: Unterschreibt die Petition -Psychotherapie für Annie- auf Change.org. 

Die Fertigung bei Eberspächer muss bleiben!

FÜR Esslingen solidarisiert sich mit den Kolleg*innen der Fertigung bei Eberspächer. 300 Beschäftigte sind bis Ende 2022 von der Schließung der Produktion von Standheizungen und dem Verlust ihrer Arbeitsplätze  bedroht.  Angeblich sei die Produktion in Esslingen als „Hochlohnregion“ zu teuer. Von „Hochlohnregion“ sprechen ausgerechnet diejenigen, die in der Liste der 500 reichsten Deutschen auf Platz 112 (Familie Baumann 2019) und auf Platz 183 (Familie Eberspächer 2018) stehen! 

Im Unternehmen wurde eine „Beschäftigungssicherung“ vereinbart, die jetzt einfach aufgehoben werden soll. Was sind solche Sicherungen eigentlich wert? Eine Belegschaft in trügerische Sicherheit zu wiegen, solange man sie noch braucht? Die betroffenen Kolleg*nnen haben zum Teil bis zu 40 Jahre im Unternehmen gearbeitet und rechnen sich wenig Chancen aus, in ihrem Alter noch einen guten Arbeitsplatz zu finden. Auch die Jüngeren befürchten, dass sie nur Leiharbeit oder befristete Jobs finden. Durch die Weltwirtschaftskrise und die Coronakrise sind viele Leute von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betroffen.

Ist das die vielgelobte „Wertekultur“ derer sich die Firmenleitung auf ihrer homepage rühmt? Denn dort kann man lesen: „Trotz der technologischen und wirtschaftlichen Dynamik können sich Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner auf feste Konstanten verlassen: auf die langfristig angelegte und berechenbare Politik eines Familienunternehmens und auf eine in 150 Jahren gewachsene Wertekultur.“ „Wir bekennen uns dabei zu unserer sozialen Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern, ..“

Gegen die Vernichtung von Arbeitsplätzen konsequent kämpfen! Seit dem 4. Mai streikt die komplette Belegschaft des Nissan-Werks in Barcelona unbefristet für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und für eine Zukunftsperspektive.

Eberspächer Kollegen: Kommt zur Montagsdemo am 9. Juni um 17.30 Uhr am Esslinger Bahnhofsplatz. 

FÜR Esslingen beim Fahrrad und Auto -Korso 1. Mai 2020

Kommt zum Fahrrad- und Autokorso am 1. Mai

Für Esslingen setzt sich selbstverständlich ein für umfassenden Gesundheitsschutz in den Betrieben und in der Öffentlichkeit und unterstützt alle sinnvollen Maßnahmen, um die Pandemie einzudämmen. Aber die Regierung erweist sich in vieler Hinsicht als unfähig: In einem der reichsten Länder der Welt stehen keine kostenlosen Masken zur Verfügung. Desinfektionsmittel und Schutzkleidung sind Mangelware. Die Testkapazitäten sind längst nicht ausreichend. Medikamente werden knapp.  Der durch Privatisierung und Profitorientierung herbeigeführte Personal und Pflegenotstand in den Krankenhäusern und Altenheimen wird auf die Spitze getrieben.  

Gleichzeitig entwickelt sich eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft: Überall gibt es Nachbarschaftshilfe. Erntehelfer und Medizinstudenten bieten ihre Hilfe an. Das ist doch ein Grundgedanke des 1. Mai: Zusammenschluss und Solidarität der arbeitenden Menschen weltweit; Kampf für Tagesforderungen aber auch für eine lebenswerte Zukunft.

Die Esslinger Probleme dürfen nicht unter den Corona Teppich gekehrt werden: z.B. Kampf gegen unsoziale Mieterhöhungen, gegen Umweltfrevel und Betonpolitik, für wirklich bezahlbare Wohnungen, für Erhalt der Frischluftschneisen der Sport und Spielplätze für kostenlose Kinderbetreuung etc.

Deshalb rufen Esslinger Kolleginnen und Kollegen verschiedener Einzelgewerkschaften auf: Wir lassen uns den 1.Mai nicht nehmen – gerade zu Corona-Zeiten muss die Arbeiterbewegung Flagge zeigen und müssen wir für unsere Forderungen eintreten! Mach mit beim Fahrrad- und Autokorso! Teilnehmen kann jeder, auch Organisationen und Gruppen – außer Faschisten und Rassisten. ABFAHRT: 15 Uhr ab Parkplatz S-Bahn-Station Oberesslingen, Ulmer Straße. Wir fahren von da eine Runde um den Innenstadtring und zurück zu einer kurzen Abschlusskundgebung. Teilnahme nur mit Mundschutz! 2- Meter-Abstandsregeln unbedingt einhalten!