Auszug aus der Rede von Sigrid Cremer(Vorstandsmitglied von FÜR Esslingen) auf der Kundgebung vom 12.März 2016:
Liebe Frauen und Mädchen,
Liebe Esslingerinnen und Esslinger
Mein Name ist Sigrid Cremer und ich bin Vorstandssprecherin des Personenwahlbündnisses FÜR Esslingen.
Zuerst soll ich Euch herzliche und solidarische Grüße aus Nepal von unserer Gemeinderätin Dilek Toy ausrichten – Frauen aus der ganzen Welt beraten dort, wie eine weltumspannende immer engere Verbindung geknüpft und wie eine strahlende Zukunft für die Frauen und die Menschheit erobert werden kann.
– Für Esslingen tritt ein für internationale Solidarität und eine solidarische Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen. Sie sind eine Bereicherung für unser Land.
– Die Unterbringung der zurzeit knapp 800 Flüchtlinge ist möglich, ohne dass Frischluftschneisen und Sportplätze zubetoniert werden müssen. In Esslingen stehen derzeit 2000 Wohnungen leer. Selbst wenn nur ein Drittel vermietet würde, könnten 2000 Menschen unterkommen!
Das heißt, auch ein Familiennachzug wäre möglich. Esslingen hatte in den 70-iger Jahren weit über 96 000 Einwohner. Das unmenschliche Verbot der Familienzusammenführung gegenüber Flüchtlingen muss sofort aufgehoben werden.
– Gewalt gegen Frauen ist kein Flüchtlingsproblem sondern ein gesellschaftliches Problem. Darin drückt sich die Jahrtausende alte Geringschätzung und Unterdrückung der Frau aus – auch bei uns. 95 Prozent der Gewalttaten gegen Frauen in Deutschland kommen aus dem unmittelbaren Umfeld (nicht von den Flüchtlingen).
– Das Esslinger Frauenhaus wird vom Gemeinderat äußerst knauserig behandelt, nur eine schlecht bezahlte Halbtagsstelle wird von der Stadt finanziert. Die Wartezeit für einen Beratungstermin beträgt oft bis zu 3 Wochen – Das ist viel zu lang!! Wir fordern die Finanzierung einer zweiten Halbtagsstelle für das Frauenhaus bzw. für das Büro „Frauen helfen Frauen“!
– Unser wichtigstes Gut sind die Kinder – aber die schwierige Arbeit der Kindergärtnerinnen wird nicht Wert geschätzt und schlecht bezahlt. Wir fordern bessere Bezahlung und Höhergruppierung der Erzieherinnen und kleinere Gruppen in den Kitas und Kindergärten. Hier darf auf keinen Fall gespart werden.
FÜR hat in der Haushaltsdebatte Vorschläge für Einsparungen in Höhe von fast 10 Millionen Euro gemacht. Z.B. wird der private, gewinnorientierte Kindergarten „Kleine Riesen“ und der Daimler Betriebskindergarten mit jeweils einer Million € gesponsert. Wieso eigentlich??
Wir brauchen eine gesunde Umwelt für uns, für unsere Kinder und Enkelkinder. Da ist es unerträglich, dass im Januar in der Grabbrunnenstraße Rekordwerte bei Feinstaub und sicher auch bei Stickoxiden gemessen wurden. Und es ist unerträglich, dass die wichtigste Frischluftschneise im Greut am Alexanderbuckel vor allem für den Bau von hochpreisigen Wohnungen zugebaut werden soll. Übrigens, Feinstaub und Stickoxide kommen nur zu etwa einem Drittel aus dem Verkehr. Zwei Drittel stammen aus Kraftwerken und Industrieabgasen. Daimler bläst in Mettingen und Untertürkheim durchschnittlich 30 Tonnen Staub und Feinstaub pro Jahr in die Luft. Feinstaub erzeugt nicht nur Lungenkrebs, sondern schädigt auch das zentrale Nervensystem und beeinträchtigt die frühkindliche Entwicklung. Nicht selten sind es wir Frauen, die dann die Last der Hilfeleistung und Pflege tragen müssen.
Wichtig ist, dass wir Frauen uns zusammenschließen, uns gegenseitig unterstützen und uns organisieren. Zum Beispiel auch bei FÜR Esslingen.
Für Esslingen ist sehr gerne das Sprachrohr der kämpferischen Frauenbewegung!
Wir Frauen sollten es machen wie die Kraniche:
Die Kraniche fliegen im Keil,
so trotzen sie besser den Winden.
So teilen sie besser die Kräfte, weil
die Stärkeren fliegen im vorderen Teil,
und die Schwachen, die fliegen hinten.
Lasst uns wie die Kraniche sein,
dass wir unser Möglichstes geben:
Die Starken in Groß und die Schwachen in Klein
Und trinken am Abend den gleich teuren Wein
auf ein noch viel besseres Leben.