Kundgebung zum internationalen Frauentag mit Infoständen, Kultur, offenem Mikrofon und „Frauenstreich“ am 8. März ab 13 Uhr in der Bahnhofstraße in Esslingen
hier die Rede von Dilek Toy vom Personenwahlbündnis FÜR Esslingen
Guten Tag, Mein Name ist Dilek Toy
Bei der Einladung zur heutigen Veranstaltung fiel mir auf, dass für einige Frauen im Bekanntenkreis „Frauen“ kein Thema war. Sie fühlten sich aufgrund ihres Geschlechts nicht unterdrückt oder besonders ausgebeutet. Ich fragte mich warum das subjektive Empfinden sich von der objektiven Realität unterscheidet. Ich denke das liegt daran dass die besondere Ausbeutung und Unterdrückung in der Gesellschaft als „normal“ erachtet wird und zugleich subtil ist. Tagtäglich bekommen wir direkt und indirekt mitgeteilt, welche Aufgaben die Familie und insb. Frauen natürlicherweise haben. So haben wir uns dran gewöhnt, dass Kindererziehung hauptsächlich von Frauen zu verantworten ist, „schließlich haben sie ja die Kinder zur Welt gebracht“. Die Betreuung und Pflege von Angehörigen ist ebenfalls hauptsächlich Frauensache, „sie sind ja geübt und können von Natur aus diese Dienstleistungen erbringen“. Darauf bauen unter anderem das Schulsystem, das Kranken- und Pflegesystem und das Sozialsystem bei Bedürftigkeit sprich die Sozialhilfe und Unterhalt usw. auf. 75% von Pflegebedürftigen werden zu Hause durch weibliche Angehörige gepflegt. Die heilige Familie kann die gesellschaftlichen Aufgaben immer weniger leisten. Die Frauen zerbrechen teilweise an den Aufgaben.
Wir haben uns dran gewöhnt, dass in den sogenannten sozialen Berufen wie Erzieher, Pflegekräfte, Sozialarbeiter usw. die Bezahlung und Arbeitsbedingungen schlecht sind. Ist halt so! Mancher sagt, der Tarifvertrag, wenn es einen gibt, mache keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern in diesen Betrieben. ? Das trifft nur zum Teil zu. Zum einen werden die besser bezahlten Jobs innerhalb der Sparte mit männlichen Kollegen besetzt im Management bspw. Zum anderen sind Männer in sozialen Berufen eine Randerscheinung. Es ist kein Zufall, dass der Hauptanteil der Beschäftigten weiblich ist. Allgemein bekommen Frauen für die gleiche Arbeit 24% weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen.
Es ist auch fast „normal“, dass Frauen zu Hause, am Arbeitsplatz oder auf der Straße Gewalt erfahren. So lange alles im „Rahmen „ ist, wird die Gewalt nicht einmal als solche betrachtet. In allen Gesellschaften und Ländern der Welt und in dem zivilisierten und angeblich demokratischen Europa finden täglich Menschenrechtsverletzungen in Form von körperliche, sexuelle und psychische Gewalt gegen Frauen statt.
Am Mittwoch wurden durch die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte die Ergebnisse der weltweit größten Erhebung über Gewalt gegen Frauen Aus den Ergebnissen geht hervor, dass es sich bei der Gewalt gegen Frauen um eine weit verbreitete Verletzung der Menschenrechte handelt, die mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft werden muss. Ein Drittel aller Frauen in der Europäischen Union wurde demnach schon Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt.
In Deutschland sind es laut der Studie 35 Prozent der Frauen.
Gesetze, die angeblich Prostituierte schützen und ihre Tätigkeit legalisieren sollen zementieren in Wirklichkeit den Handel mit Frauen. Deutschland ist zur Drehscheibe der Prostitution und Frauenhandel geworden. Die Perversität drückt sich mit Begriffen wie „Sexarbeiterin“ aus. Als Arbeiter verkauft die Frau ihrer Arbeitskraft, die zur gesellschaftlichen Produktion beiträgt, als sog. „Sexarbeiterin“ ihren zur Ware gewordenen Körper, zur sexuellen Befriedigung von Freiern. Verheerend wird es, wenn solche Jobs von der Arge vermittelt werden. Denn die gesetzliche Grundlage ist im ALG II b also HARTZ IV vorhanden.
Diese Dinge geschehen nicht im luftleeren Raum oder irgendwo auf der Welt, sie passieren bei uns in der Familie, in der Nachbarschaft in unserer Stadt. Und sie betreffen uns alle.
FÜR Esslingen ist für die Emanzipation und vollständige reale Gleichberechtigung der Frau. Wir fordern die Gemeindeverwaltung auf, ihren Beitrag unverzüglich zu leisten. Die dafür in der Kommune notwendigen Verhältnisse müssen Vorort geschaffen werden. Das fängt an bei der kostenlosen Ganztagsbetreuung von Kindern und Jugendlichen in den Kindertagesstätten, bzw. Schülerhorts und Ganztagsschulen an. Wo alle Kinder und Jugendliche ganzheitlich physisch und psychisch gefördert zu verantwortungs- und, selbstbewussten Mitglieder der Gesellschaft werden. Damit vor allem die Mütter einer Erwerbsarbeit nachgehen und finanziell auf eigenen Füßen stehen können und nicht vom Partner abhängig sind. Denn viele Frauen ertragen jahrelang genau wegen der finanziellen Abhängigkeit ihre untragbaren Partner.
Die etablierten Parteien klopfen sich gegenseitig auf die Schulter, dass Esslingen eine Frauen und kinderfreundliche Stadt sei. Tatsächlich wurden zusätzliche Kitaplätze gebaut trotzdem standen bis vor kurzem noch 100 Kinder auf der Warteliste. Außerdem wurden die Preise drastische erhöht um bis zu 50 %, sodass sich viele Frauen die Kita gar nicht leisten können oder der mögliche Nebenverdienst komplett aufgefressen wird.
Die Kita auf dem Betriebsgelände von Daimler Mettingen wurde von der Stadt mit 160 000 Euro gesponsert. Direkt daneben wurde die Kita Auenweg ausgebaut. Das halten wir für einen Umweltskandal erster Güte, weil die Kinder unmittelbar den Feinstäuben und den krebserzeugenden Giessereiabgasen von Daimler ausgesetzt werden.
Außerdem fehlt es massiv an Erzieherinnen, die Kindergruppen sind viel zu groß. – Die Stadt investiert überall in Beton und Glas, statt in Menschen!! Sie möchte mit dem Flächennutzungsplan riesige Grünflächen versiegeln im Interesse der Immobilienwirtschaft. Familienfreundliche Sozialwohnung mit bezahlbaren Mieten – Fehlanzeige!
An den Schulen will die Grüne-Rote Landesregierung 10 000 Lehrer einsparen und erzählt uns gleichzeitig wie wichtig die Bildung ist. Die derzeitige chaotische Schulpolitik ist unserer Meinung nach zum großen Teil ein Sparprojekt zur Einsparung von Schul- und Lehrerkosten – das wichtigste, die gezielte Förderung der Schüler in kleinen Klassen, bleibt weiterhin auf der Strecke.
Die derzeitige Politik des Gemeinderats ist unserer Meinung nach alles andere als Frauen- Kinder- und familienfreundlich. FÜR Esslingen denkt weiter als der Mainstream erlaubt, lässt sich von scheinheiligen Totschlagargumenten wie. “kein Geld da“ nicht blenden. Für gewollte Prestigeprojekte bspw. S21,Glasdach, zubetonierte Bahngleise statt Güterbahnhof usw. ist immer Geld vorhanden.
Noch nie hat man den Frauen irgendwelche Rechte geschenkt, unsere Vorgängerinnen mussten dafür kämpfen. Deshalb Liebe Frauen organisiert Euch , damit wir gemeinsam für unsere Belange aktiv werden und uns für eine Stadt und eine Gesellschaft einsetzen können, die praktisch die Menschenrechte der Frauen stärkt