Rede zum Weltklimatag 2013

Liebe Esslinger Mitbürger, Liebe Freunde,

Die Bilder vom Supertaifun Haiyan lassen einen einfach nicht los: Eine verzweifelte Frau, der der gewaltige  Sturm das Kind aus der Hand gerissen hat. Eine Großstadt, die der Monstersturm in einen Trümmerhaufen verwandelt hat . Hunderttausende  sind mit einem Schlag obdachlos. Tausende und abertausende Todesopfer sind zu beklagen.

Offensichtlich ist das Weltklima völlig aus den Fugen geraten. – Die Klimakatastrophe ist auch nicht mehr weit weg, sondern längst bei uns angekommen. Erst vor kurzem wurde während des Sturmtiefs Christian Rekord-Windgeschwindigkeiten von über 200 KM/H gemessen. Der Sturm forderte allein in Deutschland 8 Todesopfer. Im Frühjahr 2013 mussten wir die 2. Jahrhundertflut innerhalb von 11 Jahren erleben die tausende Menschen in Deutschland um Hab und Gut brachte. Auch hier gab es mindestens 22 Todesopfer zu beklagen.

Esslingen ist damals  mit einem blauen Auge davon gekommen.  Über Nacht musste eine Sandmauer vor dem alten Wehr hochgezogen werden, um die Altstadt vor Überflutung zu retten. Trotzdem  wurden in Neckarnähe eine Reihe Keller überschwemmt z.B. das Warenlager der Blindenwerkstatt.

Obwohl zeitweise täglich mehrere Brennpunkte zur Flutkatastrophe gesendet wurden, blieben die Ursachen weitgehend im Dunkeln. Dabei sind die Zusammenhänge gut erforscht: vereinfacht ausgedrückt führt vor allem der enorm gestiegene CO2 Ausstoß (im Mai 2013 wurde der Rekordwert von 400 ppm überschritten) zur beschleunigten Erderwärmung,  insbesondere der Weltmeere. Das führt zu wachsender Verdunstung. Die Luftfeuchtigkeit über den Ozeanen nimmt zu. Wenn diese feucht-warmen Luftmassen auf kältere Luftmassen am Boden treffen bildet sich Regen oder im Winter Schnee. Die drastisch gestiegenen Niederschlagsmengen können aber immer weniger gespeichert werden, weil die natürlichen Speicher, die Wälder und Wiesen zerstört werden und natürliche Überschwemmungsgebiete zugebaut werden.  Täglich werden in  Deutschland 130 Hektar Flächen versiegelt das entspricht ca. 200 Fußballfeldern wohlgemerkt täglich!

Deshalb ist es genau richtig, wenn sich in Esslingen mehrere Bürgerinitiativen gegen den Flächennutzungsplan der Stadtverwaltung gebildet haben. Sie haben erreicht, dass der geplante und von der Gemeinderatsmehrheit bereits durchgewinkte großangelegte Flächenfraß rund um Esslingen erstmal zurückgezogen werden musste. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.  Im November 2013 hat der Gemeinderat 160 000 Euro für eine externe Beraterfirma beschlossen, die den Flächennutzungsplan alla Geislerschlichtung bei S21 doch noch durchdrücken soll.

Der Flächennutzungsplan muss komplett vom Tisch!

Jeden Tag rollt eine riesige Blechlawine von Esslingen Richtung Stuttgart. Sämtliche Zufahrtsstraßen zur B10 sind verstopft. Notwendig ist meiner Meinung nach der Ausbau eines kostenlosen  öffentlichen Nahverkehrs. Der Automobilverkehr erzeugt aber nur einen Teil des täglichen CO2 Ausstoßes. Den größten Teil erzeugt die Industrie. Eigentlich sollten die Automobilkonzerne mit Hochdruck abgasfreie Autos entwickeln, was technisch längst möglich ist. Stattdessen sorgt ihre Lobby mit Millionenspenden dafür, dass ihre KFZ-Flotten immer noch mehr CO2 ausstoßen dürfen. Daimler in Mettingen verpestet die Luft zusätzlich mit krebserzeugenden Gießereiabgasen. Obwohl eine praktisch Schadstofffreie Gießerei längst möglich wäre und z.B. bei BMW bereits durchgeführt wird.

Die verschiedensten Erscheinungen der Umweltkrise wirken zusammen schaukeln sich gegenseitig hoch und bedrohen letztlich die Lebensgrundlagen der Menschheit. Es ist richtig und notwendig sich vor Ort gegen die schlimmsten Auswirkungen der Umweltkrise zu wehren. Aber auch in der Kommunalpolitik ist es wichtig den Blick für die weltweiten Zusammenhänge zu haben.  Wir müssen auch Wege und Initiativen unterstützen, die den weltweiten Zusammenschluss der Umweltkämpfer voranbringen.